Antisemitismus 2.0: Digitale Ansätze für ein altes Problem

09. November 2023
Judenhass - importiert? Aber wie umgehen?
Wie vorbereitet ist unser Bildungssystem? 

In europäischen Großstädten wie Berlin und Wien werden israelische Flaggen von Gebäuden gerissen – ein alarmierendes Zeichen für das neuerliche Aufkeimen von Antisemitismus. Derlei Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die dringliche Frage, wie unsere Bildungspolitik mit dem sogenannten „importierten“ Antisemitismus umgeht und welche Wege sie findet, um ein inklusives und aufgeklärtes Miteinander zu fördern.



Der Schatten des Antisemitismus erstreckt sich heute wieder verstärkt über Europa, ausgelöst durch den Krieg in Gaza, den der überraschende Terrorangriff der Hamas auf Israel nach sich gezogen hat. Als Folge auf den Krisenherd im Nahen Osten erleben wir auch in Städten wie Wien und Berlin beunruhigende Manifestationen: Israelische Flaggen, die von öffentlichen Gebäuden gerissen werden, sowie die Solidarisierung mit Hamas-Kämpfern sind zu einem Symbol der eskalierenden Feindseligkeit geworden.

 

Diese Entwicklung ist besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass sie sich in Ländern abspielt, die aus der Geschichte eine tiefe Verantwortung gegenüber der jüdischen Gemeinschaft ableiten sollten. Die Herausforderung, der wir gegenüberstehen, ist nicht nur eine Frage der grundlegenden menschlichen Solidarität. Und die Vorfälle, mit denen wir konfrontiert sind, sind keine isolierten Ereignisse, sondern ein Zeichen für ein weitreichendes Problem, das unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert: Versäumnisse in den Bereichen Bildung und Integration! Doch wie können wir ihnen begegnen?


Mein Kind muss nicht Deutsch lernen!

Die Herausforderungen, mit denen Schulen aktuell konfrontiert sind, sind zum Teil eine direkte Folge der Flüchtlingsströme aus der zweiten Hälfte der 2010er Jahre und spiegeln eine Integrationspolitik wider, die keine langfristige Perspektive verfolgt hat. In Ballungszentren ist die sprachliche Vielfalt in Klassenräumen besonders deutlich: Es ist keine Seltenheit mehr, dass bis zu hundert Prozent der Schülerinnen und Schüler über eine andere Erstsprache als Deutsch verfügen und in der deutschen Bildungssprache teils eklatante Defizite vorweisen. Dieser Umstand stellt Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen, sowohl in Bezug auf die Vermittlung des Lehrstoffs als auch hinsichtlich der Integration und des (inter-)kulturellen Dialogs. Wenn dann auch noch Eltern den Standpunkt vertreten, ihre Kinder müssten gar nicht erst Deutsch lernen, wird eine gesellschaftlich hochbrisante Situation geschaffen.


Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer Bildungspolitik, die proaktiv und präventiv agiert, anstatt reaktiv und punktuell zu handeln. Ein umfassender Ansatz, der sowohl die Lehrpläne als auch die Lehrmethoden berücksichtigt, ist erforderlich, um sicherzustellen, dass Schulen zu Orten werden, an denen Integration und Respekt für Vielfalt gelebt und gefördert werden, herabwürdigenden Verhaltensweisen jedweder Position aber entschieden entgegengetreten wird. Hierbei müssen wir erkennen, dass Integration ein Prozess ist, der sowohl von zugewanderten als auch von aufnehmenden Gemeinschaften Anpassungen und Offenheit verlangt.


Mit aktueller Berichterstattung Diskurs im Klassenzimmer schaffen

In diesem Kontext erweist sich ein Angebot wie uugot.it als besonders wertvoll. Durch die Bereitstellung sprachbarrierefreier Informationen und Inhalte kann uugot.it den Zugang zu Bildung erleichtern und dabei helfen, die Kluft zwischen verschiedenen Sprach- und Kulturgemeinschaften zu überbrücken. Es bietet Lehrkräften ein Werkzeug, um die sprachliche Vielfalt zu nutzen und die Schülerinnen und Schüler zum Dialog und zur kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen zu ermutigen.


Dabei ermöglicht es uugot.it den Lehrkräften, aktuelle Ereignisse und Inhalte – wie eben jetzt die Themen zu den blutigen Auseinandersetzungen in Nahost – sprachbarrierefrei in den Unterricht einzubinden, was die Schülerinnen und Schüler dazu anregt, sich mit aktuellen Themen von zeitgeschichtlicher Relevanz auseinanderzusetzen. Zu diesen haben Kinder und Jugendliche auch oftmals einen direkten Bezugspunkt, weil sie entweder über familiäre Beziehungen in die Region verfügen oder im häuslichen Umfeld darüber diskutiert wird. In vielen Fällen verhält es sich derart, dass Kinder mit Migrationshintergrund aus dem arabischen Raum ein verzerrtes Bild vom Judentum aus ihrer Herkunftsgesellschaft mitbringen. Wie lässt es sich sonst auch beantworten, dass mittlerweile Workshops zur Extremismusprävention an österreichischen Schulen notwendig sind? 


Kritisches Denken als präventive Maßnahme gegen Extremismus 

In vielen Fällen wird erst durch uugot.it die deutschsprachige Medienlandschaft für Zugewanderte nutzbar. Durch die Zugänglichmachung der Inhalte mithilfe der interaktiven Untertitel werden nicht nur kritisches Denken und Medienkompetenz gefördert, sondern die jungen Menschen auch auf eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft vorbereitet. Indem sie lernen, Informationen aus verschiedenen Quellen zu bewerten und zu hinterfragen, wird ein Fundament für lebenslanges Lernen und kritisches Denken gelegt.


Der Einsatz von uugot.it kann damit auch bei präventiven Maßnahmen gegen Extremismus dienen. Durch die Bereitstellung von Informationen in verschiedenen Sprachen und die Förderung eines kritischen Dialogs kann er dazu beitragen, Vorurteilen und Fakenews entgegenzuwirken. Es ist ein Werkzeug, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Brücken baut – zwischen Kulturen, Sprachen und Menschen.


Im Bildungskontext zeigt sich, dass Technologien eine zentrale Rolle spielen können und müssen – schon allein, weil sie mittlerweile die Lebenswelt der Heranwachsenden dominieren. Schulen stehen vor der Herausforderung, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch soziale und kulturelle Kompetenzen zu stärken. In einem Umfeld, das von Vielfalt geprägt ist, wird eine Bildungspolitik benötigt, die Mehrsprachigkeit als Ressource sieht und nutzt. uugot.it und ähnliche Initiativen sind dabei nicht nur unterstützende Tools, sondern zentrale Bausteine für eine langfristig gelungene Integrations- und Bildungspolitik.


Herausforderung an die Politik

Wenn uns Lehrende berichten, dass in ihren Klassen Schulanfänger so gut wie keine Deutschkenntnisse mitbringen, obwohl sie in Österreich geboren wurden, ist das auch das Ergebnis einer zu kurz gedachten Integrationspolitik. Schule und Unterricht können zwar unterstützend dienen, doch es bedarf einer tieferen Auseinandersetzung mit den Werten und Normen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Hier ist die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine langfristige und nachhaltige Integration ermöglichen.


Politische Entscheidungsträger sind aufgefordert, langfristige, nachhaltige Konzepte zu fördern, die über den nächsten Wahltermin hinausgehen. Bildungsinstitutionen brauchen die entsprechenden Ressourcen und Freiräume, um auf die Erfordernisse einer zunehmend diversen Schülerschaft einzugehen.

 

----
Für Lehrende bieten wir auch kostenfreie Fortbildungen: Hier geht's zu den Webinaren!
Ohne Risiko kann uugot.it sCOOLing natürlich auch ausprobiert werden -> Hol' Dir einen kostenlosen Zugang zu uugot.it sCOOLing: kostenloser Zugang uugot.it sCOOLing

Bei weiteren Fragen schicken Sie uns bitte eine E-Mail. 

Die uugot.it GmbH ist ein Social Enterprise im EdTech-Bereich. Ziel von uugot.it ist es, die Integration und den Spracherwerb von Zugewanderten mit Hilfe von audiovisuellen Medien zu fördern. Das Angebot uugot.it TV kann kostenfrei in Österreich abgerufen werden und wird aus Mitteln des Bundeskanzleramts im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Integration gefördert.

uugot.it App für Android und iOS:

Published: 2021-11-03  |  Last update: 2021-11-03 | Tags: Integration, Sprachen lernen, Untertitel, Finanzierung, Förderungen, Österreich, MigrantInnen, ORF, Corona