Leise Talente fördern: Unterrichtsstrategien für Introvertierte 

27. Dezember 2023
Bedürfnissen introvertierter Schüler gerecht werden!

Wer hört die Leisen?

Die Stärken introvertierter Schüler im Klassenzimmer zu erkennen und zu fördern, kann eine transformative Wirkung auf ihr Lernen und ihre Entwicklung haben. Dabei spielen angepasste Kommunikationsstrategien und innovative Bewertungsmethoden, die speziell darauf ausgerichtet sind, introvertierte Schüler zu unterstützen, eine wesentliche Rolle. Hier zeigen wir, wie ein inklusives Lernumfeld gestaltet werden kann, das die Einzigartigkeit jedes Schülers wertschätzt und wie Eltern diesen Prozess unterstützen können.


Einführung in das Thema Introversion in der Schule


Laute, extrovertierte Stimmen werden oft gehört, schon alleine deshalb, weil sie dominanter im Klassenzimmer sind. Die Gefahr dabei ist, dass leisere, introvertierte Schüler unentdeckt bleiben und untergehen. Introversion, häufig missverstanden und mit Schüchternheit verwechselt, ist jedoch eine tief verwurzelte Persönlichkeitseigenschaft, die eine einzigartige Sichtweise und Herangehensweise an das Lernen mit sich bringt. Schüler, die in der Stille gedeihen und ihren Fokus auf das Innere richten, benötigen eine spezielle Art der Unterstützung und Förderung im Schulalltag.


 Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für introvertierte Schüler zu vermitteln und effektive Strategien aufzuzeigen, um diese "leisen Talente" im Schulalltag zu fördern. Wir beleuchten die Herausforderungen und Stärken, die introvertierte Schüler mitbringen, und wie Lehrkräfte ihre Lernumgebung anpassen können, um diesen Schülern zu helfen, ihr Potenzial zu entfalten. Darüber hinaus wird die Rolle moderner Lerntechnologien beleuchtet und wie diese genutzt werden können, um introvertierte Schüler zu unterstützen und ihre Einzigartigkeit zu fördern.


 Der Artikel richtet sich an Lehrende und Eltern gleichermaßen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder nicht nur besser zu verstehen, sondern auch um zu zeigen, wie in einem direkten Austausch von Lehrkräften und Eltern effektivere Strategien entwickelt werden können, um die Kinder im Lernprozess gezielt zu unterstützen.

 

Verstehen der Introversion und wie Kommunikation hilft


Introversion ist mehr als nur Zurückhaltung oder Schüchternheit. Es ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die beschreibt, wie auf interne und externe Reize reagiert wird. Introvertierte Schüler sind oft in sich gekehrt, denken nach, bevor sie sprechen, und ziehen Energie aus ruhigen, weniger stimulierenden Umgebungen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass introvertierte Schüler im Klassenzimmer überfordert sein können, wenn äußere Reize wie Lärm oder Unruhe, das Unterrichtsgeschehen dominieren. Introvertierte Schüler brauchen oftmals längere Zeit, um ihre Gedanken zu formulieren. Eine Arbeit in kleineren Gruppen oder auf individueller Basis kommt ihnen dabei zugute.

 

Zu den Stärken dieser Schüler zählt meist, dass sie gute Zuhörer, kreativ im Umgang mit Problemen sind und sich oftmals in Themen vertiefen, die sie interessieren. Die Herausforderung für Lehrer liegt darin, diese Qualitäten zu erkennen und zu fördern, ohne die Schüler zu überfordern oder sie in eine extrovertierte Rolle zu drängen. Hierbei kommt den Eltern eine besondere Rolle zu.

 

Eltern können helfen, indem sie zu Hause eine ruhige, störungsfreie Lernumgebung schaffen und ihr Kind ermutigen, ihre Gedanken und Ideen in einer komfortablen und unterstützenden Atmosphäre zu teilen. Was aber besonders wichtig ist: Eltern können auch als Vermittler zwischen Schule und Zuhause fungieren, indem sie mit Lehrern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse ihres introvertierten Kindes verstanden und im Unterricht berücksichtigt werden.

 

Durch einen regelmäßigen Austausch zwischen Eltern und Lehrern wird in einem ersten Schritt nicht nur sensibilisiert. Dieser ist außerdem wichtig, um Einblicke in die Persönlichkeit und die Interessen des Kindes zu geben, die Lehrenden dabei helfen können, einen individuelleren und effektiveren Unterricht zu gestalten. Gemeinsam können Eltern und Lehrkräfte Strategien entwickeln, um introvertierte Schüler zu unterstützen, ihre Selbstsicherheit zu stärken und ihnen zu helfen, sich aktiv am Klassengeschehen zu beteiligen. Dabei ist darauf zu achten, introvertierte Schüler bei der Integration nicht zu überfordern.

 

Einbeziehung moderner Lerntechnologien

 

Bei der Förderung introvertierter Schüler können moderne Lerntechnologien, sogenannte EdTech-Lösungen, eine entscheidende Rolle spielen. EdTech-Tools bieten besonders introvertierten Schülern die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und dabei ihre individuellen Stärken und Interessen zu berücksichtigen. Digitale Lernplattformen, interaktive Apps und Online-Foren können eine Alternative zu traditionellen, oft extrovertierten Lernformen darstellen und bieten introvertierten Schülern einen Raum, um ihr Wissen zu vertiefen und zu erweitern.

 

Ein Schlüsselelement des Einsatzes von Lerntechnologien ist die Förderung des selbstgesteuerten Lernens. Dieses Konzept passt gut zu introvertierten Schülern, da es ihnen erlaubt, Lerninhalte auf eine Weise zu erkunden, die ihre natürliche Neigung zum unabhängigen Denken und zur inneren Reflexion unterstützt. Tools, die personalisiertes Lernen ermöglichen und den Schülern die Kontrolle über ihren eigenen Lernprozess geben, sind in diesem Kontext besonders wertvoll.

 

Bei einem Einsatz derartiger Lerntechnologien im Unterricht bieten diese Schülern die Möglichkeit, sich zu engagieren, ohne sich dem Druck einer sofortigen verbalen Reaktion oder Gruppeninteraktion ausgesetzt zu fühlen. Gleichzeitig gilt aber auch festzuhalten, dass introvertierte Schüler weder pauschal unter einen Glassturz gestellt werden, der sie von äußeren Einflüssen abschirmt, noch dass sie nicht lernen müssen, mit äußeren Einflüssen umzugehen. Vielmehr muss darauf geachtet werden Schülern auch Strategien zu vermitteln bzw. ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Weg zu entdecken, um mit äußeren Einflüssen umzugehen. Im Unterricht muss darauf Rücksicht genommen werden, damit beide Gruppen, Introvertierte wie Extrovertierte, abgeholt werden. Und genau über digitale Lerntechnologien könnten das erreicht werden. Etwa durch den Einsatz von Online-Quellen, multimedialen Inhalten und interaktiven Aufgaben, können Lehrer ein breites Spektrum an Lernstilen ansprechen und so ein inklusiveres und anregendes Lernumfeld schaffen.

 

Auch Eltern können ihren Kindern durch den Zugang zu Lernapps den Schulalltag erleichtern, etwa indem sie als Ergänzung zum Schulunterricht ihre Kinder dabei unterstützen, das Wissen zu vertiefen und ihr Interesse so individuell zu fördern. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, eine unterstützende Lernumgebung zu schaffen. Im Klassenkontext müssten zusätzlich auch Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden.

 

Geänderte Bewertungsmethoden für introvertierte Schüler

 

Bleibt zu guter Letzt ein Problem bestehen: die Bewertung der Leistung. Traditionelle Bewertungsmethoden im Bildungssystem sind oft auf extrovertierte Schüler ausgerichtet, die sich in mündlichen Präsentationen und Gruppenarbeiten wohlfühlen. Für introvertierte Schüler können diese Methoden jedoch eine Herausforderung darstellen. Deshalb ist es wichtig, Bewertungsmethoden zu überdenken und anzupassen, um den Stärken und Bedürfnissen introvertierter Schüler gerecht zu werden. In Folge einige Beispiele, um diesen Anforderungen gerecht zu werden:

 

1. Portfolioarbeit: Statt sich ausschließlich auf Prüfungen und mündliche Beiträge zu konzentrieren, können Lehrkräfte Portfolios als Bewertungsmethode nutzen. Diese ermöglichen es introvertierten Schülern, über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Fortschritte, Fähigkeiten und ihr Verständnis in verschiedenen Formaten zu zeigen.

 

2. Schriftliche Aufgaben und Essays: Schriftliche Arbeiten bieten introvertierten Schülern die Möglichkeit, ihre Gedanken und Analysen in einer ruhigen und bedachten Weise auszudrücken. Diese Methode kann ein tieferes Verständnis der Materie zeigen, das in mündlichen Diskussionen möglicherweise nicht zum Ausdruck kommt.

 

3. Individuelle Projekte: Individuelle oder kleine Gruppenprojekte, bei denen Schüler ihre eigenen Interessen erforschen können, sind meist für introvertierte Schüler geeignet. Sie ermöglichen es ihnen, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten und ihre Kreativität und Fachkenntnisse einzubringen.

 

4. Alternative Präsentationsformate: Anstelle von traditionellen Klassenpräsentationen können Lehrkräfte alternative Formate wie Video-Präsentationen, digitale Slideshows oder Audioprojekte anbieten. Diese Formate können introvertierten Schülern helfen, ihre Ideen zu kommunizieren, ohne dem Stress einer Live-Präsentation vor der Klasse ausgesetzt zu sein.

 

5. Selbstbewertung und Peer-Feedback: Die Einbindung von Selbstbewertung und Peer-Feedback kann introvertierten Schülern helfen, ihre eigenen Fortschritte zu reflektieren und konstruktives Feedback in einer weniger direkten Umgebung zu erhalten. Hier gilt es, dass die Lehrkraft eine Moderatorenrolle einnimmt und die Schüler an die Form des Feedback-Gebens heranführt.

 

6. Anpassung der Teilnahmebewertung: Anstatt ausschließlich mündliche Teilnahme zu bewerten, können Lehrkräfte auch andere Formen der Beteiligung berücksichtigen, wie z.B. die Teilnahme an Online-Diskussionen, schriftliche Reflexionen oder die Mitarbeit an Gruppenprojekten.

 

Diese Punkte sollen einen Gedankenanstoß bieten, welche alternativen Bewertungsmethoden eingesetzt werden können, um ein inklusiveres Umfeld zu schaffen, das die Stärken introvertierter Schüler anerkennt und fördert. Hiervon können etwa nicht nur introvertierte Schüler profitieren, sondern auch jene, die sprachlich nicht so sattelfest sind und mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben.

 

Fazit

 

Die Förderung introvertierter Schüler im Bildungssystem ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer umfassenderen und gerechteren Bildungsumgebung. Durch das Verständnis ihrer einzigartigen Bedürfnisse und Stärken und die Anpassung unserer Lehrmethoden und Bewertungssysteme können wir ein unterstützendes und einbeziehendes Klassenzimmer schaffen. Moderne Technologien, wie uugot.it, können in diesem Prozess eine wertvolle Rolle spielen, indem sie individuelles und angepasstes Lernen ermöglichen, das besonders für introvertierte Schüler förderlich ist. Diese Tools unterstützen, dass die Kinder bzw. Lernenden im Allgemeinen in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene Art und Weise lernen.

Letztlich geht es darum, eine Lernumgebung zu schaffen, in der alle Schüler, unabhängig von ihrer Persönlichkeit, die Möglichkeit haben, zu wachsen, sich zu entwickeln und zu gedeihen. Indem wir die Talente und Fähigkeiten introvertierter Schüler erkennen und fördern, bereichern wir nicht nur ihr Lernen, sondern auch die gesamte Schulerfahrung für alle Beteiligten.


----
Für Lehrende bieten wir auch kostenfreie Fortbildungen: Hier geht's zu den Webinaren!
Ohne Risiko kann uugot.it sCOOLing natürlich auch ausprobiert werden -> Hol' Dir einen kostenlosen Zugang zu uugot.it sCOOLing: kostenloser Zugang uugot.it sCOOLing

Bei weiteren Fragen schicken Sie uns bitte eine E-Mail. 

Die uugot.it GmbH ist ein Social Enterprise im EdTech-Bereich. Ziel von uugot.it ist es, die Integration und den Spracherwerb von Zugewanderten mit Hilfe von audiovisuellen Medien zu fördern. Das Angebot uugot.it TV kann kostenfrei in Österreich abgerufen werden und wird aus Mitteln des Bundeskanzleramts im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Integration gefördert.

uugot.it App für Android und iOS:

Published: 2021-11-03  |  Last update: 2021-11-03 | Tags: Integration, Sprachen lernen, Untertitel, Finanzierung, Förderungen, Österreich, MigrantInnen, ORF, Corona